Vorschau auf Hallen-DM

  16.02.2024    WLV Top-News WLV Wettkampf BLV Top-News BLV BLV-Wettkampf BW-Leichtathletik Top-Events Top-News BW-Leichtathletik Wettkampfsport Leistungssport
Nationales Hallen-Highlight dieses Wochenende in Leipzig! Bei der Hallen-DM werden die Deutschen Meister:innen ermittelt und wir blicken voraus, welche Baden-Württemberger:innen besonders gute Chancen auf den Titelgewinn haben.

Männer

Im 60-Meter-Sprint sind es die beiden Mannheimer Felix Kunstein und Robin Ganter, die auf dem Papier zumindest aussichtsreiche Final-Kandidaten sind. Robin Ganter ist zudem Hallen-Vizemeister des vorigen Jahres, muss sich für eine Wiederholung dieses Erfolgs aber deutlich im Vergleich zu den bisherigen Saisonleistungen steigern. Dafür ist er der Gejagte über 200 Meter. Der Titelverteidiger führt mit 21,26 Sekunden die deutsche Bestenliste an.

Über 800 Meter fehlen die beiden schnellsten deutschen 800-Meter-Läufer dieser Hallensaison in Leipzig. So gehen in Leipzig Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg) und der Deutsche Freiluftmeister Luis Oberbeck (LG Göttingen) als Favoriten ins Titelrennen. Beide sind in diesem Jahr exakt gleichschnell gelaufen: 1:47,61 Minuten. Für den 19-jährigen Malik Skupin-Alfa wäre der Titel ein großer Coup. Denn erst seit 2023 konzentriert sich der Offenburger auf die 800 Meter. Mit einer starken 400-Meter-Bestzeit von 47,10 Sekunden bringt der Teenager jedenfalls den nötigen Speed für eine mögliche Spurt-Entscheidung am Wochenende mit. Und auch Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen; 1:48,97 min) kann sich Hoffnungen machen auf Edelmetall.

Ein Routinier und ein „Hobby-Athlet“ mit guten Chancen

Möglicherweise kann Routinier Timo Benitz über 1.500 Meter mit seinem unwiderstehlichen Schlussspurt was reißen. Die Konkurrenz war zwar schon 2 Sekunden schneller dieses Jahr, doch ein typisches Meisterschaftsrennen könnte dem Athleten der LG farbtex Nordschwarzwald zugute kommen. Wenn es über 3.000 Meter langsam wird, könnte Christoph Kessler seine Chance nutzen. Der ehemalige 800-Meter-Spezialist von der LG Region Karlsruhe lief Ende Januar in München 8:04,49 Minuten. Dank seiner hohen Grundschnelligkeit – 800-Meter-Bestzeit: 1:45,27 Minuten – könnte der EM- und WM-Starter von 2022 durchaus für eine Überraschung sorgen, wenngleich er dem Leistungssport mittlerweile nicht mehr so viel Zeit einräumt wie noch bis zur vergangenen Saison.

Über 60 Meter Hürden hat Stefan Volzer die besten Chancen auf Bronze, denn Gold und Silber sind zumindest dem Papier nach vergeben. Der Teamkamerad von Tim Eikermann steigerte in diesem Winter seine Bestzeit auf 7,85 Sekunden. Auch Yannick Spissinger (MTG Mannheim; beide 7,93 sec) unterbot in dieser Hallensaison die Acht-Sekunden-Marke.

Simon Batz im Weitsprung Maß der Dinge

Eine klare Angelegenheit scheint der Weitsprung zu sein, mit goldigen Aussichten für den Baden-Württemberger Simon Batz. Elf Jahre ist es her, seit der deutsche Meistertitel unter dem Hallendach mit einer Weite jenseits der acht Meter vergeben wurde. 2013 triumphierte Christian Reif, Europameister von 2010, in Dortmund mit 8,06 Metern. Zweiter wurde damals Hallen-Europarekordler Sebastian Bayer. Und der hat mittlerweile als Trainer jenen Athleten unter seinen Fittichen, der dafür sorgen könnte, dass die Acht-Meter-Marke bei der diesjährigen Hallen-DM wieder fällt: Simon Batz. 

Der U23-Vize-Europameister aus Mannheim hat die acht Meter in zwei seiner drei Hallen-Wettkämpfe übertroffen. In Lyon (Frankreich) landete er erst nach 8,18 Metern im Sand und setzte sich damit vorerst an die Spitze der europäischen Jahresbestenliste. Klar, dass er als Favorit auf die Titelverteidigung nach Leipzig reist. 

Chance für Silas Ristl

Der Titelverteidiger hat abgesagt. Geschwächt von einem Infekt hat Simon Bayer (LAC Essingen) die Hallensaison vorzeitig beendet. Damit steht fest: Am Freitagabend wird in der Quarterback Immobilien Arena ein neuer Deutscher Hallenmeister gekürt. Erster Anwärter auf den Titel ist nun möglicherweise Silas Ristl (LAC Essingen). Der DM-Dritte des Vorjahres führt die Meldeliste mit 19,79 Metern an, erzielt Ende Januar in Luxemburg. Und auch der U20-Europameister Lasse Schulz (TV Plieningen) beförderte die 7,26-Kilo-Kugel in dieser Saison bereits auf 18,78 Meter. Wenn er wieder in diesen Leistungsbereich vorstoßen kann, ist auch er ein Medaillen-Anwärter.

Frauen

Klare Favoritin ist sie dieses Jahr nicht, doch Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) hat schon einige Medaillen über 200 Meter geholt und wird auch dieses Jahr um die Vergabe ein Wörtchen mitreden. Gleiches gilt für Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg) und Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim) über 400 Meter. Für eine Überraschung könnte Lisa Sophie Hartmann (VfL Sindelfingen) hier sorgen: Nach bereits vier Einzelstarts in der Hallensaison und mit einer Steigerung auf 53,52 Sekunden bringt sie die meiste Wettkampf-Routine mit.

Titelverteidigerin Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg), die am Finaltag ihren 19. Geburtstag feiert, trifft über 800 Meter auf starke Konkurrenz. Mit neuer Bestzeit von 9:01,77 Minuten hat sich Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) Ende Januar fit gemeldet für die Hallen-DM. Mehr als zehn Sekunden Vorsprung auf ihre Herausforderinnen ließen sich als klare Angelegenheit für die Tübingerin deuten. Doch der Schein trügt: Mit Elena Burkard (LG farbtex Norschwarzwald) und Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier), die besonders auf den 3.000 Meter Hindernis zuhause sind, sind zwei ihrer Konkurrentinnen in der Halle schon deutlich unter neun Minuten gelaufen.

Nachwuchstalent und Comeback-Kämpferin über Hürden

Mit Rosina Schneider (TV Sulz) fordert die U20-Europameisterin und Deutschlands "Jugend-Leichtathletin des Jahres" 2023 die bis zu elf Jahre ältere Konkurrenz im Hürdensprint heraus. Und mit Ricarda Lobe (MTG Mannheim) meldet sich nach langer Verletzungspause die EM-Fünfte von 2018 und Deutsche Hallenmeisterin von 2021 wieder auf der DM-Bühne zurück.

Für Bronze gibt es im Hochsprung eine Reihe Kandidatinnen wie die erfahrene Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart), bei der in diesem Winter der Knoten noch nicht geplatzt ist. Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart) ist mittlerweile hauptamtliche Trainerin und legt seitdem eine zweite Karriere als Athletin hin, in der sie inzwischen drinnen und draußen drei DM-Titel nacheinander abgeräumt hat. Viele Höhen und Tiefen hat auch Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) schon erlebt. Beide reisen mit ähnlichen Voraussetzungen zur Hallen-DM nach Leipzig: Sie haben jeweils in diesem Winter schon 4,50 Meter überquert und eine gute Saison absolviert, ohne aber dabei gegeneinander anzutreten. Im Kampf um Gold könnten sich die beiden derzeit besten DLV-Stabhochspringerinnen zu neuen Bestleistungen antreiben und damit auch der internationalen Spitze näher kommen.

Baden-Württembergische Top-Springerinnen klar vorne

Diese Disziplin zählte bisher im DLV zu den Highlights des Winters. Laura Raquel Müller (Unterländer LG), 19 Jahre alt, und Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden), 21 Jahre alt, sind mit ihren Siegen in Dortmund und beim ISTAF Indoor Düsseldorf ins Rampenlicht gesprungen und haben gezeigt, dass sie auch ins internationale Geschäft wollen. Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) hat in diesem Winter dagegen noch keinen optimalen Sprung aufs Brett bekommen. Zehn nationale Titel nacheinander hat die zweimalige Weltmeisterin drinnen und draußen abgeräumt. So stark herausgefordert wurde die 30-Jährige bei Deutschen Meisterschaften seit dem Jahr 2018 nicht mehr.

Schon im vergangenen Sommer war Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) mit ihren ersten 19-Meter-Weiten und dem Einzug ins WM-Finale die Aufsteigerin im Kugelstoßen. Befreit kann Alina Kenzel (VfB Stuttgart) an den Start gehen. Sie hat schon drei DM-Titel auf ihrem Konto, zuletzt stand die 26-Jährige 2020 national ganz oben. Seitdem hat die frühere U23-Europameisterin vor allem wegen einer Post-Covid-Erkrankung schwere Zeiten überwinden müssen. Mit Hallenbestleistung von 18,43 Metern meldete sie sich in diesem Winter endgültig zurück.

Die Staffelentscheidung bei den Frauen ist der Abschluss des Meisterschaftswochenendes. Mit der besten Vorleistung reist der VfL Sindelfingen um Jessica-Bianca Wessolly und Carolina Krafzik an. Im Vorjahr lief das Quartett zu Bronze, im Freien über 4x100 Meter zu Silber. Reicht es diesmal für ganz oben?

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Svenja Sapper, Martin Neumann, Silke Bernhart, Jan-Henner Reitze (leichtathletik.de) / WLV