Andreas Hofmann - Abschied und Wiedersehen

  01.10.2025    WLV BLV BLV-Wettkampf BW-Leichtathletik Leistungssport
Offiziell ist Ex-Speerwerfer Andreas Hofmann schon im Winter verabschiedet worden. Anlässlich der Ehrung in seiner Heimatstadt fasst Ewald Walker noch einmal seine größten Erfolge zusammen und erfährt, dass der Top-Athlet dem Sport beruflich erhalten bleibt.

Speerwerfer Andreas Hofmann von der MTG Mannheim gehörte weltweit zu den Größen seines Sports.  Er ist der zehntbeste Speerwerfer aller Zeiten, war Deutscher Meister, Vize-Europameister in Berlin und gewann die Diamond League. Der Hochkaräter wurde jetzt in seiner Heimatstadt Waghäusel in einem erlesenen Kreis verabschiedet.

92,06 Meter weit hatte Hofmann bei seinem „Heimspiel“ 2018 in Offenburg in seinem herausragenden Jahr 2018 geworfen. Der Durchbruch gelang ihm 2014, als er bei der Team-EM in Braunschweig Europameister im Einzel und im Team gewonnen hatte. Er wurde in Nürnberg Deutscher Meister mit dem bis heute gültigen Meisterschaftsrekord von 89,55 Metern. An einem lauen Sommerabend im August krönte er im Letzigrund in Zürich seine Karriere: Er holte sich  den Sieg in der Diamond League mit 91,44 Metern und kassierte eine Prämie von 50.000 US-Dollar – ein Sommertraum ging für Andreas Hofmann in Erfüllung. 

Taipeh, Nürnberg, Berlin, Zürich

Taipeh, Nürnberg, Berlin, Zürich – die Orte, an denen Hofmann Sportgeschichte schrieb. Er gewann Silber bei der Universiade in Taipeh mit herausragenden 91,36 Metern, wurde Vize-Europameister in Berlin mit 87,07 Metern und dann kam Zürich. Andreas Hofmann war ein Teil von „Speerwurfland Deutschland“. 

„Andreas, du hast dich als Mensch und Athlet immer zu unserer Region hier im Rheintal bekannt, unseren Ort Waghäusel bekannt gemacht“, freute sich Ober-Bürgermeister Thomas Deuschle bei der Verabschiedung, „du bleibst unser Aushängeschild“. Hofmann ist inzwischen auch zum Kulturbotschafter des 22.000 Einwohner-Städtchens aufgestiegen. Bei seinen größten Erfolgen hatte man den Speerwerfer im offenen Wagen durch die Straßen gefahren.

Vater Olympiateilnehmer

Rüdiger Harksen, 36 Jahre Hürden-Bundestrainer im DLV und Sportchef bei der MTG Mannheim, würdigte die Bodenständigkeit und Charaktereigenschaften Hofmanns. „Du bist ein großes Vorbild für alle“, brachte es Harksen auf den Punkt. Hofmann hatte in seiner ganzen Karriere nur einen Verein, die MTG Mannheim, und nur einen Trainer: Lutz Klemm. Vater Jürgen Hofmann, Olympiateilnehmer 1980 im Bob Deutschland II (10.) hatte das Talent seines Sohnes früh erkannt und zur  MTG vermittelt. Rüdiger Harksen und Ex-OB Walter Hailer spielten szenisch noch einmal das Telefongespräch durch, das Hofmann den Weg aus dem Fußballtor in die Leichtathletik eröffnete.   

Aus dem Fußballtor heraus wurde Hofmann Mehrkämpfer und dann einer der weltbesten Speerwerfer. „Andreas hat eine tolle Karriere hingelegt“, sagt Bundestrainer Boris Obergföll (Offenburg), der selber zweimal WM-Bronze gewonnen hatte, „ich habe ihn menschlich sehr geschätzt“. Bedauern äußerte Obergföll darüber, dass Hofmann nie den Sprung zu den Olympischen Spielen geschafft hatte. „Er ist immer durch Verletzungen daran gehindert worden, von seinen Möglichkeiten hätte er noch mehr im Körper gehabt“. Schulter-, Ellbogen-OPs, Rücken- und Achilllessehnenprobleme hatten Hofmann immer wieder ausgebremst. „Er war oft abgeschrieben, ich habe ihm aber bei allen Nominierungs-Diskussionen den Rücken gestärkt“. 

Geschäftsführer des TSV Mannheim

Was aber zum Karrieende wichtig sei, so Obergföll, dass Hofmann den Berufseinstieg sofort „gepackt“ hat. Als Geschäftsführer beim TSV Mannheim managet er einen über 4.000 Mitglieder starken Verein als „Mädchen für alles“. Bei der Revue seiner Karriere habe er Gänsehaut bekommen, bedankte sich die Speerwurf-Legende bei allen Unterstützern.  

Ewald Walker / wlv